Rückenschmerzen zählen mittlerweile zu den am meisten verbreiteten Volkskrankheiten. Oft verursachen Fehlstellungen der Wirbelsäule jedoch nicht nur Rückenschmerzen, sondern wirken sich auch auf andere Körperregionen und sogar den Selbstheilungsprozess aus. Im FOCUS Online BUSINESS TALK sprechen wir heute mit Dr. med. Matthias Meier, einem renommierten Spezialisten für Chirotherapie und Korrekturen von Fehlstellungen an der Wirbelsäule. Er setzt bei seinen Patienten auf eine ganzheitliche Behandlungsmethode, und hat damit gute Erfahrungen gemacht.
Herr Meier, Sie haben sich auf Chirotherapie und Korrekturen von Fehlstellungen an der Wirbelsäule spezialisiert. Wie kamen Sie zu diesem Schwerpunkt?
Dr. med. Matthias Meier: Das ist eine längere Geschichte. Ich habe 7 Jahre in der Unfallchirurgie, Notaufnahme und auf der Intensivstation verbracht. In der Zeit hat es mich immer frustriert, wenn ein Patient mit Rückenschmerzen in die Notaufnahme kam, ich aber kein Problem feststellen konnte. Der Patient ging mit einem Schmerzmittel-Rezept und ein Rezept für Physiotherapie wieder nach Hause. Das heißt, er ging mit dem gleichen Problem, mit dem er bei mir um Hilfe ersucht hat. Das Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Irgendwann kommt man ins Grübeln. Ich hatte Medizin studiert, dann sogar 2 Facharzt-Ausbildungen absolviert und konnte Patienten immer noch nicht bei einem einfachen Rückenschmerz helfen.
Erst mit dem Zugang durch die Manuelle Medizin habe ich dann verstanden, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gibt, mit meinen Händen etwas Gutes zu tun, außer zu operieren. Ich habe den Kurs absolviert, bin Assistent und dann Ausbilder geworden, musste aber einsehen, dass ich immer noch vielen Patienten mit ihren Beschwerden nicht helfen konnte. Daraufhin habe ich die Osteopathie Ausbildung über eine amerikanische Universität absolviert. Das Ergebnis war, dass ich noch mehr Techniken zur Verfügung hatte, die allesamt kein besseres Ergebnis brachten. Die Suche nach Möglichkeiten brachte mich schließlich zu der Erkenntnis, dass es besser ist, einen Schritt zurückzugehen, und die Wirbelsäule im Ganzen als Schlüsselstruktur zu sehen. Wenn man diese mit den Wirbelsäulenbildern im Lehrbuch vergleicht, ist es offensichtlich, wenn es Abweichungen gibt. Die Nervenwurzeln und ihre Zielgebiete sind im Allgemeinen bekannt. Danach war es einfach und vor allem: meine Erfolgsquote stieg so deutlich an, dass mir der weitere Weg klar war.
Sie arbeiten in Ihrer Praxis mit einem ganzheitlichen Behandlungsansatz: dem 5-Säulen-Medizin-Modell. Was sind die fünf Säulen?
Dr. med. Matthias Meier: Die erste Säule ist die Struktur der Wirbelsäule und die damit verbundene Funktion des autonomen Nervensystems. Die zweite Säule ist: Ernährung, Nahrungsergänzung und mittlerweile auch Entgiftung. Die dritte Säule ist Sport und Bewegung, die vierte: Schlaf, die Fünfte: Emotionen und psychologische Faktoren.
Die Wirbelsäule hat in dieser Methodik eine herausragende Bedeutung. Warum ist die Wirbelsäule so zentral für unsere Gesundheit?
Dr. med. Matthias Meier: In diesem Zusammenhang hat die Wirbelsäule die Aufgabe, das darin enthaltene Organ zu schützen und seine Funktion zu gewährleisten. Unsere medizinische Ausbildung lässt das Thema Struktur und Funktion völlig außer Acht. Wenn die Struktur des Knies schlechter wird, wird auch die Funktion schlechter. Genauso ist es mit der Wirbelsäule. Aber nicht nur, dass sie sich schlechter bewegt, sie enthält die Nervenfasern des Zentralen Nervensystems und trägt durch eine intakte Biomechanik zu dessen Funktion bei. Von ihr aus verlassen die Nervenwurzeln das Rückenmark und erreichen alle anderen Bereiche des Körpers. Daher ist die Funktion aller anderen Bereiche des Körpers davon abhängig, dass die Nervenfasern intakt sind. Wenn Druck oder Spannung auf ihnen lastet, dann funktionieren sie nicht mehr perfekt. Struktur und Funktion gehen wieder Hand in Hand. Diese Segmente zu entlasten, führt zu einer verbesserten Nervenversorgung der Peripherie, sodass eine Behandlung des Achsenskeletts (Schädel, Wirbelsäule und Becken) indirekt auf den gesamten Körper wirkt.
Selbstheilung und Selbstregulierung ist ein Privileg, welches alle Lebewesen dieses Planeten genießen. Jeder Teil meines Körpers wird zu jedem Zeitpunkt von meinem Nervensystem überprüft und Zellen ersetzt. Die einzelnen Zellen der einzelnen Gewebe haben unterschiedliche Lebensdauer, aber allen gemeinsam ist, dass sie ersetzt werden, wenn sie ihr Soll erfüllt haben. Dieser Prozess der Regeneration passiert ständig ohne, dass wir es merken. Man sieht es an einem gebrochenen Knochen, der von alleine heilt, einer Schnittwunde, die von selbst heilt oder einem operierten Patienten, der heilt. Die OP hat das Symptom beseitigt, aber heilen muss man von selbst.
Und da kommt das vegetative/autonome Nervensystem ins Spiel, welches in geschädigtem Gewebe eine Entzündung auslöst. Das bedeutet, dass mehr Blut in die entsprechende Region geleitet wird, und damit mehr Nährstoffe. Es wird rot, schwillt an und tut weh, was nicht angenehm ist, aber ein Teil des Selbstheilungsprozesses darstellt. Das autonome Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus adaptiert ständig unsere Stoffwechselprozesse an die entsprechenden Umstände, immer im Sinne einer Selbstheilung und Selbstregulation. Das autonome Nervensystem ist aber in die Struktur der Wirbelsäule integriert, sodass Fehlstellungen genau diese Prozesse verändern können, und zwar zum Negativen. Daher ist die Verbesserung der autonomen Funktion ein Kernpunkt der Behandlung mittels rekonstruktiver Chirotherapie. Selbstheilung wird dadurch verstärkt ablaufen und periphere Gewebe adaptieren besser bzw. geschädigtes und entzündetes Gewebe fängt, an zu heilen.
Welche Beschwerden lassen sich durch Chirotherapie an der Wirbelsäule behandeln?
Dr. med. Matthias Meier: Ich habe mal einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht, der von 120 verschiedenen Diagnosen spricht. Seitdem sind noch ein paar dazugekommen. Es mögen jetzt vielleicht 150 sein, aber ich zähle nicht mehr mit. Der Name der Diagnose ist mit diesem Ansatz nicht mehr entscheidend. Der Ansatz ist für alle Diagnosen gleich. Ich behandle einen Tinnitus genauso wie eine Kniearthrose, ein Herzrhythmusproblem oder einen Parkinson-Patienten. Die Erfolgsquoten hängen auch nicht mit dem Namen der Diagnose zusammen, sondern damit, wie gut ich die Biomechanik der Wirbelsäule und damit die Funktion des autonomen Nervensystems verbessern kann: und das ist individuell. Der Körper kennt keine Fachbereiche. Das Nervensystem regeneriert den Rest des Körpers ohne Bevorzugung. Der Erfolg lässt sich übrigens auch messen. Mit vorher/nachher Bildern sowohl der Wirbelsäule als auch der Funktion des autonomen Nervensystems kann ich den Patienten zeigen, was und wieviel sich verändert hat. Üblicherweise korreliert das auch mit dem Gefühl des Patienten.
Ihre Methodik soll nicht nur Schmerzen und Symptome lindern, sondern die Ursachen bekämpfen. Wie erfolgreich ist die Wirbelsäulenbehandlung bei multiplen Krankheitsbildern?
Dr. med. Matthias Meier: Das ist vielleicht das Allerschönste. Es kommt häufig vor, dass Menschen über mehrere Beschwerden klagen. Ich bin nicht der Experte für viele dieser Beschwerden, aber das muss ich auch nicht sein. Das Nervensystem kontrolliert und regeneriert den Rest des Körpers, daher muss ich nur alles dafür tun, damit das besser funktioniert. Das Nervensystem heilt den Patienten, nicht ich. Wenn man das einmal verstanden hat, ist das Konzept nicht mehr so kompliziert. Meine Aufgabe ist es, die Wirbelsäule in ihrer Biomechanik zu verbessern, das Nervensystem des Patienten erledigt den Rest: synchron und ganzheitlich. Daher können viele verschiedene Beschwerden mit der gleichen Methode indirekt behandelt werden, sodass im besten Falle der Patient nicht von einem Arzt zum nächsten geschickt wird, sondern einen Ansprechpartner hat, der sich darum kümmert, dass die Selbstheilung stärker wird, überall.
Herr Dr. Meier, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Einblicke.